Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Konzept aus der Entwicklungshilfe. Doch was bedeutet es und wie kann man dazu beitragen?
Mit Hilfe zur Selbsthilfe sollen die Probleme der klassischen Entwicklungshilfe überwunden werden – und gleichzeitig eine bleibende Entwicklung in Gang gesetzt werden. Die Idee dahinter ist, dass die Unterstützung von außen dabei helfen soll, auf eigenen Beinen zu stehen. Viele Hilfsorganisationen und auch Regierungen von Geberländern bekennen sich heute zu dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“.
In der klassischen Entwicklungshilfe kam sie oft zu kurz. Auch Farai Mutondoro von Transparency International warnt, dass die Initiative von außen die Initiative aus dem Inland lähmen kann. So wird zum Beispiel in Simbabwe das Gesundheitswesen bis heute fast vollständig aus dem Ausland finanziert. Die Regierung des Landes hat gar keinen Grund, selbst etwas dafür zu tun. Der Berater Asfa-Wossen Asserate zitiert in seinem Buch „Die neue Völkerwanderung“ Vertreter der afrikanischen Elite: „Ihr tut so, als würdet ihr uns helfen, und wir tun so, als würden wir uns entwickeln.“ Eine dauerhafte Verbesserung der Lebensverhältnisse bewirkt dieses Konzept selten. Alles was bleibt, ist eine nachhaltige Abhängigkeit mit einem niemals endenden Geldfluss von Nord nach Süd. Afrikanische Ökonomen wie der Kenianer James Shikwati fordern daher endlich ein Ende der althergebrachten Entwicklungshilfe. (Mehr zur Geschichte der Entwicklungshilfe in diesem Artikel)
Zu den Kritikern gehört auch der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler. Schon zu seiner Zeit als Chef des Internationalen Währungsfonds setzte er sich mit Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung auseinander. Als Bundespräsident brachte er dann Afrika besondere Aufmerksamkeit entgegen. „Kein Volk der Welt darf auf Dauer zum Hilfsempfänger herabgewürdigt werden“, sagt er.
Damit ist ein wichtiger Punkt genannt: Es geht auch um Würde. Denn wenn der globale Norden die Lösungen vorgibt, würdigt er die Leistungsfähigkeit des globalen Südens herab und untergräbt mitunter dessen Selbstbestimmungsrecht. Es entsteht kein Verhältnis auf Augenhöhe.
Richtige Hilfe zur Selbsthilfe macht Entwicklungshilfe überflüssig
Diese Erfahrung hat auch der Gründer und Geschäftsführer der Stuttgarter Stiftung Stay, Benjamin Wolf, gemacht. 13 Jahre lang arbeitete er für verschiedene Organisationen. Dann gründete er mit Stay seine eigene Stiftung. Was ihn antrieb, war der Wunsch, über „Hilfe zur Selbsthilfe“ hinauszugehen: „Viele Entwicklungsprojekte waren gut gemeint aber unterm Strich nicht gut genug gemacht. Mir ist klar geworden, dass es anders gehen muss, damit die Entwicklungsarbeit endlich nachhaltige Verbesserungen bringt.“
Der Schlüssel sind Initiativen für Hilfsprojekte aus Afrika selbst: „Jedes Mal, wenn ich in Afrika bin, bin ich überwältigt von den Menschen, die ich dort treffe: optimistische, ideenreiche Macherinnen und Macher mit einer ausgeprägten hands-on-Mentalität“, erzählt Benjamin. „Sie wissen am besten, was vor Ort gebraucht wird. Diese Menschen haben mir nie den Eindruck vermittelt, dass sie auf Hilfe von außen warten.“
Deswegen geht Stay einen neuen Weg und fördert ausschließlich afrikanische Sozialunternehmen. Aus Sicht von Benjamin ist das der nächste Schritt der „Hilfe zur Selbsthilfe“ – oder genau genommen der vorherige Schritt. Denn Entwicklungshilfe, wie man sie kennt, ist damit gar nicht erst nötig.
Gemeinsam noch mehr bewirken
Stay bringt diese afrikanischen Sozialunternehmen zusammen. In ihren Bündnissen, den Stay Alliances, erreichen sie gemeinsam noch mehr arme Menschen (Mehr zu den Stay Alliances) Zusammen mit vielen Unterstützenden, Sponsoren und Ehrenamtlichen hat Stay mittlerweile drei solcher Stay Alliances aufgebaut, und zwar in Uganda, Ruanda und Kenia. Und die lokale Herkunft der Helfenden hat noch einen Vorteil: Sie sind tief verwurzelt in ihrer afrikanischen Heimat und kämpfen mit Leidenschaft dafür, dass es ihrer Region besser geht. Damit erhält die Hilfe eine Nachhaltigkeit, die Projekte von außen niemals erreichen können.
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