4 Gründe, warum Blockchain gerade den Ärmsten am meisten nützen könnte und wie Afrika bei der neuen Technologie vorangeht.
Es dürfte für die meisten Grundstückseigentümer:innen ein Alptraum sein: Eines Tages ist unvermittelt jemand anderes auf dem einst bezahlten Grund zugange und gräbt den Boden um. Auf Nachfrage behauptet die unbekannte Person felsenfest, das Land gerade rechtmäßig erworben zu haben. Eine Besitzurkunde? Haben beide.
In einigen ostafrikanischen Ländern ist das keine Seltenheit. Oft arbeiten Kartelle mit den Behörden zusammen und erstellen doppelte Eigentumsurkunden, um von den Grundstücken illegal Besitz zu ergreifen. Die „wahren“ Eigentumsverhältnisse bleiben verschleiert.
1. Den Ärmsten fehlt oft Rechtsschutz
Sich dagegen zu wehren ist gar nicht so leicht. Insbesondere in ländlichen Gebieten, wo viele Kleinbäuer:innen weder flüssig lesen noch schreiben können, sind viele den Betrügereien ausgeliefert. Dabei sind sie zwingend auf das Land angewiesen – die meisten bauen Getreide, Obst und Gemüse für ihre Familien an. An Rechtshilfe können sie nicht denken – ein Anwalt ist für unerschwinglich. Gerade für diese Menschen bietet die Blockchain-Technologie eine große Chance.
Wie der Name schon sagt, wird bei jeder Transaktion ein eigener “Block” mit Daten gespeichert. Diese Transaktionen sind für alle in Echtzeit einsehbar und können nicht verändert werden. Jeder Block ist mit den vorherigen und nachfolgenden Blöcken verbunden. Gemeinsam bilden sie eine unumkehrbare Kette. Jede Manipulation wird in der Blockchain sichtbar. Das macht sie sicher gegen Betrugsversuche.
Warum Blockchain nun für Kleinbäuer:innen eine Hilfe ist? Durch die Blockchain lässt sich die Eigentumsgeschichte eines Grundstücks zweifellos nachvollziehen. Am Ende steht also fest, wem ein Grundstück wirklich gehört. Deswegen entwickeln Start-ups wie bit2Big aus Uganda eine technische Plattform, um für alle Seiten transparent und rechtssicher Grundbucheinträge zu digitalisieren. Sie treffen damit ins Schwarze, wie die steigenden Nutzer:innenzahlen zeigen.
Zehn Prozent aller Medikamente in Uganda sind Fälschungen. Statt zu heilen, sind sie ein Gesundheitsrisiko.
2. Mehr als andere falschen Medikamenten ausgeliefert
Laut der nationalen Arzneimittelbehörde in Uganda handelt es sich bei zehn Prozent aller verschriebenen Medikamente im Land um Fälschungen mit geringerer Qualität. Sie werden auf dem Schwarzmarkt gehandelt und landen am Ende in Kliniken und Arztpraxen. Statt zu heilen, stellen sie ein Gesundheitsrisiko dar. Menschen mit geringer Bildung und beschränkten finanziellen Mitteln werden besonders oft Opfer falscher Medikamente.
In Uganda arbeiten Entwickler:innen daran, Medikamente während der Herstellung digital zu kennzeichnen und dann mittels Blockchain-Technologie über die Apotheken bis zu den Verbraucher:innen nachzuverfolgen. Ist diese Kette nicht lückenlos, wird die Fälschung offensichtlich.
3. Auf staatliche Leistungen angewiesen
Rund 400 Millionen Menschen in Afrika können sich nicht ausweisen. Sie haben daher Schwierigkeiten, staatliche Dienste in Anspruch zu nehmen. Die Ärmsten leiden am meisten darunter, denn sie sind am stärksten auf staatliche Unterstützungsleistungen oder Services angewiesen.
Das macht deutlich, warum Blockchain auch hier eine Lösung sein kann. In Kenia gibt es daher die sogenannte Huduma Namba („Service-Nummer“), die auf der Technologie beruht. Sie weist jeder Bürgerin und jedem Bürger des Landes eine eindeutige und nicht duplizierbare Nummer zu. Diese Nummer ist die Eintrittskarte zu staatlichen Leistungen.
Jedoch gab es am Huduma Namba-Projekt auch viel Kritik. Zum Beispiel wurde beklagt, dass zu viele Daten gespeichert werden oder für die Beantragung wiederum eine Reihe vollständig vorhandener Papiere vorliegen muss, die nicht jede:r hat.
4. Entwicklungschancen sind besonders groß
Ein weiterer Grund, warum Blockchain besonders für die ärmsten Länder von Vorteil sein kann, ist, weil hier die Entwicklungschancen besonders groß sind. Mit anderen Worten: Solche Länder haben viel aufzuholen. Dabei können sie frühere Entwicklungsstufen einfach überspringen. Der Effekt wird Leapfrogging genannt.
Kleinbäuer:innen in den ärmsten Regionen sind immer wieder mal auf Kleinkredite angewiesen. Beispielsweise kaufen sie Saatgut zu Beginn eines Erntezyklus und zahlen den Kredit später mit den Ernteerlösen zurück. Die Abwicklung dieser Kredite kann so kompliziert sein, dass sie sich aus organisatorischen Gründen nicht mehr lohnen. Das HARA-Projekt bietet mit Hilfe der Blockchain-Technologie eine Lösung. Denn dieses Projekt hilft gezielt Kleinbäuer:innen dabei, standardisierte Daten zu ihrem Land, ihren Erträgen oder zum Wetter fälschungssicher zu erheben. Diese Daten sind dann die Entscheidungsgrundlage für die Vergabe von Krediten oder die Bewilligungen von Versicherungen. Der Leapfrog – also Quantensprung – besteht nun darin, dass mit der Blockchain direkt die neueste verfügbare Technologie eingesetzt wird. Weniger entwickelte Aufzeichnungssysteme, wie zum Beispiel eine Buchhaltung, kommen gar nicht erst zum Einsatz, sondern werden übersprungen.
Für Lillian und ihre Familie wird ein Traum wahr
Die 20-jährige Kleinbäuerin Lillian Scovia erntet heute mehr Mais, [...]
Take me home – der #stayrider kehrt heim
Jürgen Hofer ist als #stayrider Anfang Mai mit dem [...]
#stayrider 2.0 – das Abenteuer geht weiter
Unser #stayrider Jürgen Hofer hat vor einem Jahr auf [...]
Jetzt nichts mehr verpassen:
Hier abonnieren Sie unseren Stay-Newsletter.