Ernährung in Ostafrika: (K)ein Ende der Krise?

Von |2023-04-21T16:40:51+00:00Februar 19, 2023|Entwicklung, Ernährung|

Viele Menschen in Ostafrika leiden an Hunger. Aufgrund politischer Konflikte, Wirtschaftskrisen und den Folgen des Klimawandels hat sich die Lage in den letzten Monaten nochmals verschärft. Doch es gibt Möglichkeiten, um die Ernährung in Ostafrika zu verbessern.

In Uganda lebt jede:r Fünfte der 47,1 Millionen Einwohner:innen unter der internationalen Armutsgrenze. Pro Person stehen täglich weniger als 2,15 Dollar zur Verfügung. Davon müssen Nahrung, Kleidung und eine Unterkunft bezahlt werden. Besonders schwer trifft es Kinder unter fünf Jahren: Ein Drittel von ihnen ist unterernährt. Die Armutsrate ist in den letzten Jahren zwar prozentual gesunken. Aber diese Zahl trügt: Bei einem rasanten Bevölkerungswachstum hat sich die absolute Zahl hungernder Menschen keineswegs verkleinert. Ernährung in Ostafrika bleibt ein Krisenthema.

Dabei ist Nahrung global gesehen nicht knapp. Die weltweite Landwirtschaft erzeugt nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO derzeit immer noch etwa ein Drittel mehr Kalorien, als für die Versorgung aller Menschen rechnerisch benötigt wird. Wie kann es also sein, dass in Ostafrika so viele Menschen hungern?

Hunger hat auch strukturelle Gründe

Die wachsende Bevölkerung ist eine der Ursachen für den anhaltenden Hunger. Laut UNICEF wird sich die Bevölkerung in Afrika bis zum Jahr 2050 auf zwei Milliarden Menschen verdoppeln. Speziell in Uganda steigt die Bevölkerungszahl noch schneller, denn das Land nimmt mehr Geflüchtete auf als jedes andere in Afrika. Diese große Anzahl an Menschen zu ernähren, ist für die Bäuer:innen eine Herausforderung. Sie verfügen oft nicht über genug Werkzeuge und Techniken. Außerdem sind die Lagerstätten manchmal so schlecht ausgestattet, dass sie die Ernte nicht ausreichend vor Feuchtigkeit und Schimmel schützen können. Das führt zu rund einem Drittel Verlust der Lagerbestände.

Hinzu kommt, dass die ostafrikanischen Länder stark von importierten Lebensmitteln aus Industrieländern abhängen. Allerdings stehen ihnen nicht im gleichen Maße Exporte gegenüber. Nach Ruanda beispielsweise werden dreimal so viele Nahrungsmittel eingeführt wie ausgeführt. In Kenia ist der Anteil an Importen noch höher. Importiert werden hauptsächlich Fertigwaren, da diese im eigenen Land nicht zu gleichen Bedingungen hergestellt werden können.

Strukturelle und wirtschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre tragen einerseits dazu bei, dass die Menschen hungern. Doch es gibt auch weitere Gründe, welche die Ernährung in Ostafrika seit kurzem erschweren.

Ukraine-Krieg und Dürre verschlechtern Ernährung in Ostafrika

Seit dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen steigenden Preisen macht sich die Abhängigkeit von Importen besonders bemerkbar. In Uganda, aber auch in den anderen ostafrikanischen Ländern, herrscht seit mehreren Monaten eine starke Inflation. Die Preise für Lebensmittel haben sich verdoppelt. Auch die Preise für wichtige chemische Düngemittel sind in die Höhe geschnellt. Die Bäuer:innen ernten weniger Ertrag, wenn sie weniger düngen. Das wiederum führt zu weniger Lebensmitteln auf dem Markt und lässt die Preise weiter steigen. Auch die Corona-Pandemie trägt hierzu bei. Sie hat die Wirtschaft der ostafrikanischen Länder zusätzlich geschwächt und eine schwierige Ausgangslage geschaffen.

Neben Krieg und Inflation gibt es allerdings noch weitere Ursachen für den Hunger in Ostafrika. In weiten Teilen der Region herrscht eine verheerende Dürre, verursacht durch den Klimawandel. Zu Tausenden verenden Nutztiere. Vielerorts können die Bäuer:innen wegen der Trockenheit nichts säen. Solche immer dramatischer werdenden Wetterereignisse treiben Millionen Menschen in den Hunger oder zwingen sie aus ihrer Heimat.

Diese Beispiele zeigen: Hunger und Armut sind ein Kreislauf. Je weniger Lebensmittel auf dem Markt sind, desto teurer werden sie. Viele Ostafrikaner:innen können sich ihr Essen nicht mehr leisten. Und je schlechter die Ernährungssituation in Ostafrika ist, desto schlechter können die Menschen auch für ihren Lebensunterhalt sorgen. Damit nimmt die Armut weiter zu – und auch der Hunger.

Ostafrika kann Krise meistern

Um möglichst ertragreich zu wirtschaften, brauchen die Bäuer:innen qualitativ hochwertiges Saatgut und besseres Werkzeug – genauso wie Wissen über Anbautechniken. Der abwechselnde Anbau von verschiedenen Hülsenfrüchten zum Beispiel erhöht den Nährstoffgehalt des Bodens. Das führt zu gesunden Pflanzen und ermöglicht langfristig eine nachhaltigere Landwirtschaft. Deshalb ist es wichtig, die Landwirtschaft und damit die Kleinbäuer:innen zu fördern. Mit dem Programm Stay Seed erhalten afrikanische Kleinbäuer:innen wertvolle Unterstützung, um die Getreideernte deutlich zu erhöhen. Dies trägt zur Ernährungssicherheit in Ostafrika bei.

Stay Seed - bessere Ernte für die Ärmsten

„Qualität und Menge meiner Erträge waren früher gering, weil ich keine ausreichenden Kenntnisse für den Anbau hatte. Auf meinen zweieinhalb Hektar habe ich ein bis drei Säcke Mais und Sojabohnen geerntet. Aber seit meiner Schulung habe ich bessere Samen und kenne bessere Pflanz-, Pflege- und Erntemethoden. Jetzt ernte ich auf der gleichen Fläche zehn Säcke.“

Lillian Scovia aus Uganda, Stay Seed-Teilnehmerin

Schon jetzt haben Landwirt:innen in Ostafrika die Rückkehr zu traditionellen Lebensmitteln für sich entdeckt. Bei vielen steht beispielsweise wieder Maniok auf dem Speiseplan, eine Knollenpflanze, die über die Jahre zunehmend von Brot und anderen Mehlprodukten verdrängt wurde. Traditionelle Nutzpflanzen lassen sich einfacher anbauen als die nicht einheimischen Arten und wachsen schneller.

Ein weiterer wichtiger Schlüssel zur Hungerbekämpfung liegt in der Stärkung der Frauen. Expert:innen zufolge sind Ernährungsberatungen und -schulungen über die Verwendung von Nahrungsmitteln essenziell. Diese sollten sich insbesondere an Frauen richten, da sie meistens die Mahlzeiten für die Familie zubereiten.

Auch der globale Norden kann beitragen

Auch die westlichen Nationen können ihren Beitrag leisten, indem sie ihre Handelspolitik mit den ostafrikanischen Ländern hinterfragen. Der hohe Bedarf der EU-Länder an Futtermitteln für die Massentierhaltung und andere Agrarrohstoffe beansprucht viel Anbaufläche in Afrika. Auf diesen Flächen kann somit keine Nahrung für die eigene Bevölkerung angebaut werden. Dazu kommt, dass diese Pflanzen oft mit umweltschädlichen Düngemitteln und Pestiziden angebaut werden, was den Boden und das Klima zusätzlich schädigt. Gleichzeitig schwächen die vielen Importe von Fertiggütern lokale Kleinunternehmen, da sie nicht zu gleichen Bedingungen produzieren können.

Es gibt somit zielführende Möglichkeiten rund um die Bereitstellung von Ressourcen, Wissensvermittlung und das Verhalten westlicher Staaten, um den Kreislauf von Hunger und Armut in Ostafrika zu unterbrechen.

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