Der Getreidemangel trifft Afrika hart, Importe fallen weg. Doch die afrikanische Landwirtschaft hat enormes Potenzial, um Hungerkatastrophen abzuwenden. Auf diese fünf Punkte kommt es jetzt an.
Infolge des Ukrainekriegs droht ein Getreidemangel, der auch Afrika trifft. Denn einige Regionen Ostafrikas importieren bis zu 90 Prozent ihres Getreides aus den vom Krieg betroffenen Ländern. Jetzt wird Getreide knapp. Doch Afrikas Landwirtschaft könnte viel produktiver sein und die eigene Produktion von Getreide und Hülsenfrüchten steigern. Diese fünf Maßnahmen helfen Afrika gegen die Getreideknappheit und verbessern die Ernährungssituation.
1. Besseres Saatgut
Minderwertiges oder unreines Saatgut ist eines der Hauptprobleme afrikanischer Kleinbäuer:innen. Die Qualität des Saatguts entscheidet schon ganz zu Beginn des Erntezyklus über die möglichen Erträge. Oft werden die unerfahrenen Kleinbäuer:innen von Samenhändler:innen übervorteilt und zahlen zu hohe Preise für geringe Qualität. Diese Maßnahme hilft: Die Kleinbäuer:innen brauchen verlässlichen Zugang zu hochwertigem Saatgut zu fairen Preisen. Und sie müssen durch Schulungen in die Lage versetzt werden, reines von unreinem zu unterscheiden. So können sie zukünftig bessere Kaufentscheidungen treffen.
2. Marktzugang gegen Getreidemangel in Afrika
Viele bäuerliche Familien in Afrika produzieren nur für den Eigenbedarf. Der Verkauf ihrer Ernte auf Märkten war ihnen entweder nicht möglich oder hat sich nicht gelohnt. Doch nun steigt der Bedarf nach heimischer Produktion. Diese Nachfrage muss mit dem potenziellen Angebot in Einklang gebracht werden. Diese Maßnahme hilft: Die Kleinbäuer:innen müssen mit Herstellenden der Lebensmittelbranche in Kontakt gebracht werden. Feste Lieferbeziehungen helfen, dem Getreidemangel in Afrika entgegenzuwirken. Sie stabilisieren die Versorgungslage und sichern den ländlichen Familien verlässliche Einkommen.
3. Fachwissen in Anbau und Ernte
Viele afrikanische Kleinbäuer:innen bauen für kaum mehr als den eigenen Bedarf an. Der Ertrag pro Hektar ist gering, bei Mais etwa nur rund 25 Prozent dessen, was in Europa geerntet wird. Vielen bäuerlichen Familien fehlt es an agrarischem Fachwissen. Diese Maßnahme hilft gegen Getreideknappheit: In kompakten Schulungen erhalten die Kleinbäuer:innen Fachwissen zu Bodenvorbereitung, Fruchtwechsel, Aussaat und Ernte. Und auch danach geht es weiter: Mit besserem Wissen über Trocknung, Lagerung und Transport vermeiden geschulte Bäuer:innen den Verlust von bis zu 40 Prozent ihrer Ernte. Dazu brauchen sie leicht nachvollziehbare Schulungsunterlagen und fachliche Ansprechpartner:innen auch nach den Schulungen.
4. Gemeinschaftsbildung der Bauern
Im Verbund können Kleinbäuer:innen in Afrika ihre Interessen besser durchsetzen. Außerdem tauschen sie untereinander Erfahrungen aus und teilen unterstützende Services. Dazu bilden sich überall in Ostafrika bäuerliche Kooperationen. Ein Beispiel dafür ist MAIO Sacco, ein Zusammenschluss von rund 1000 Kleinbäuer:innen im Osten Ugandas. Doch auch hier gilt: Mehr ist mehr! Diese Maßnahme hilft: Zusammenschlüsse von Kleinbäuer:innen zu größeren Interessenvertretungen müssen gefördert werden. So entstehen starke lokale Strukturen, die die bäuerlichen Interessen vertreten und gemeinsam besser durchsetzen können – zum Beispiel beim gemeinsamen Saatguteinkauf.
5. Gemeinsame Finanzierung
Zusammenarbeit hilft auch bei der Finanzierung größerer Anschaffungen. Die Kleinbäuer:innen brauchen Startkapital, etwa für Werkzeuge oder Saatgut. In Spargruppen legen sie einen vereinbarten Teil ihrer Erlöse zusammen. Wenn genug zusammengekommen ist, entscheiden sie gemeinsam, wie das gesparte Geld investiert wird. Diese Maßnahme hilft: Die Bildung solcher bäuerlichen Spargruppen muss gefördert werden. Dazu gehört auch die Schulung in bewährten Organisationskonzepten dieser Gruppen.
Fazit: Handeln gegen Getreidemangel ist möglich
Die Landwirtschaft ist der wichtigste Beschäftigungssektor in Subsahara-Afrika. Viele Regionen sind fruchtbar. Doch die Produktivität ist geringer, als sie sein müsste. Durch gezielte Maßnahmenprogramme lässt sich nicht nur die Ertragslage der afrikanischen Landwirtschaft verbessern und Getreideknappheit lindern, sondern auch die Einkommen der ländlichen Familien dauerhaft steigern.