Stay Alliances in weiteren Ländern

Von |2023-04-13T18:49:50+00:00Juni 29, 2021|Entwicklung, Erfolge, Stiftung|

Seit 2013 schließen sich immer mehr Sozialunternehmerinnen und Sozialunternehmer in Stay Alliances zusammen – bislang in drei Ländern. Wo könnte der Ansatz noch die lokale Initiative stärken?

Als die erste Stay Alliance als ein Dachverband von ugandischen Sozialunternehmen an den Start ging, wusste noch niemand, ob der Ansatz Erfolg haben würde. Die Gründung der „LATEK Stay Alliance Uganda“ war wohlgeplant und gründlich vorbereitet, unterm Strich aber doch Neuland. Und wie bei jeder innovativen Idee, war auch hier der Ausgang ungewiss.

Mittlerweile sind die Stay Alliances mit rund 80 Mitgliedsunternehmen in Uganda, Kenia und Ruanda eine Erfolgsgeschichte. Noch mehr Sozialunternehmen wären gerne dabei, denn die Mitgliedschaft ist attraktiv: Sie ermöglicht Zugang zu best practices und vereinfacht den Wissensaustausch. Außerdem ist sie eine Plattform, um funktionierende Projekte mit Partnern zu teilen und damit zu verbreiten. Nicht zuletzt verleiht sie auch Gehör gegenüber der Öffentlichkeit und Behörden. Es liegt auf der Hand, dass diese Vorteile auch für Sozialunternehmen in anderen Ländern interessant sind.

Kriterien für einen objektiven Vergleich

Welche kommen dafür in Frage? Um dies zu beantworten, arbeiteten wir zunächst die Kriterien heraus, die für unsere Arbeit wichtig sind. Dazu stimmten wir uns eng mit dem Geschäftsführer der LATEK Stay Alliance Uganda, Ernest Namanya, und den Kollegen vor Ort ab. Sie kennen die Arbeit im Netzwerk am besten. Uns interessierte dabei, welche Kriterien sie als erfolgskritisch erachten, aber auch welche sie als nicht so relevant ansehen. Anschließend entwickelten wir ein Bewertungsschema, das uns einen objektiven Vergleich von Ländern nach diesen Kriterien ermöglicht.

Schnell waren einige Punkte klar: Sehr wichtig ist zum Beispiel, dass sich das Land nicht im Krieg befindet und dass es eine gewisse politische Stabilität gibt. Wichtig ist außerdem das Ausmaß der Armut in einem Land. Gerade dort, wo die Not am größten ist, wollen wir eine Entwicklung aus dem Land heraus unterstützen. Die Sprache oder Religion, die im Land dominieren, sind hingegen keine ausschlaggebenden Kriterien. Verständigungsprobleme befürchtet Ernest nicht: “Wenn die richtigen Leute mit den richtigen Ideen zusammenarbeiten, dann ist die Sprache nebensächlich.“ Worauf es also ankommt, das sind der Bedarf, die Erfolgsaussichten und wie groß der Aufwand für Stay wäre.

Daten, Daten, Daten!

Nachdem diese Kriterien feststanden, mussten wir uns überlegen, wie wir sie erfassen und auswerten konnten. Dafür brauchten wir Indikatoren, für die in (zumindest fast) allen Ländern Zahlen vorliegen. Die Indikatoren mussten weiterhin messbar und miteinander vergleichbar sein. Wichtige Quellen dafür waren vor allem die UN oder die Weltbank.

Zur Messung des Bedarfs bildeten wir einen angepassten Human Development Index (HDI). Dazu verwendeten wir Daten zu Armut, Gesundheit und Bildung. Zum Beispiel, wie viele Menschen in einem Land mit weniger als 1,90 US-Dollar am Tag auskommen müssen, wie hoch die Lebenserwartung oder die Kindersterblichkeit sind. Die Erfolgsaussichten einer Stay Alliance maßen wir zum Beispiel daran, wie einfach es ist, ein Unternehmen zu gründen, wie rechtssicher Verträge sind oder wie verlässlich die staatliche Bürokratie arbeitet. Wichtig war für uns außerdem, welches Klima für Sozialunternehmen herrscht.

Schließlich analysierten wir noch den Aufwand für Stay: Hier trugen wir Aspekte zusammen wie etwa die Nähe zu bereits bestehenden Stay Alliances. Denn Nähe erleichtert die Kooperation der Stay Alliances untereinander und die Durchführung von internationalen Workshops.

Das Ergebnis ist erst der Anfang

Entstanden ist ein Schema, mit dem sich schnell erkennen lässt, in welchen Ländern die Chancen gut stehen, dass der Ansatz von Stay vor Ort hilfreich sein könnte – aber auch in welchen Ländern es schwierig werden könnte. Als besonders vielversprechend haben wir Tansania, Malawi und Sambia eingestuft. Das ist also das Ergebnis einer Menge wichtiger Vorarbeit. Doch in Wirklichkeit ist sie erst der Anfang eines langen Prozesses. Um eine Stay Alliance aus der Taufe zu heben, setzen wir auf einen starken Gründungspartner im Land. Denn die lokale Verwurzelung ist der erste wichtige stabilisierende Faktor jeder Stay Alliance – und der Grundstein für weitere Erfolgsgeschichten.

Kai Holdgrün, Andreas Kugler

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