Frauen in Uganda prägen die Wirtschaft mehr als anderswo: Das ugandische Ministerium für Gender, Arbeit und soziale Entwicklung treibt die Gleichstellung voran. Und doch besteht noch riesiges Potenzial im Kampf gegen Hunger.
Die Bilanz legt den Finger in die Wunde: Nach wie vor leben viele Frauen in Uganda in Armut. Und öfter als Männer haben sie mit Bildungsmangel, fehlendem Land und Eigentum zu kämpfen. Doch der aktuelle Bericht des ugandischen Ministeriums enthält auch viel Positives. Denn gemeinnützige Initiativen im ganzen Land arbeiten an der Beseitigung von Ungleichheiten. Insbesondere wollen sie Frauen als Unternehmerinnen und ihre Teilhabe an der Landwirtschaft stärken. Dazu sollen sie besseren Zugang zu Krediten, Schulungen und Förderprogrammen erhalten.
Nach Angaben der Weltbank gehört Uganda heute zu den sieben Ländern weltweit, in denen die größte Geschlechterparität bei unternehmerischen Aktivitäten herrscht. Schon seit 1987 arbeitet etwa die Uganda Women Entrepreneurs Association Limited (UWEAL) daran, starke, frauengeführte Unternehmen zu schaffen, ein Netzwerk für Geschäftsfrauen aufzubauen und frauenfreundliche Politiken zu fördern. Zum Beispiel investiert das Netzwerk eine halbe Million US-Dollar in ein Projekt zur Förderung der Wertschöpfungskette von 7.400 Erzeugerinnen und Verarbeiterinnen von Sheabutter. Das Produkt wird zum Beispiel für die Hautpflege verwendet.
Frauen in Uganda prägen die Landwirtschaft
Etwas anders sieht es in der Landwirtschaft aus. Zwar sind circa 70 Prozent aller ugandischen Arbeitskräfte hier beschäftigt, die Mehrzahl davon Frauen. Im Vergleich zu Deutschland ist der Anteil der Frauen an allen Arbeitskräften in der Landwirtschaft Ugandas fast doppelt so hoch. Kurz, in Uganda ist die Landwirtschaft weiblich. Doch Männer in Uganda erhalten höhere Löhne als ihre weiblichen Kolleginnen und sind häufiger in formellen Arbeitsverhältnissen beschäftigt.
Foto: Jessica Rank
Mit mehr Gleichstellung in der Landwirtschaft könnten die Ernteerträge um ein Drittel wachsen
Das wirtschaftliche Potenzial von Frauen ist riesig: Laut Studien der Vereinten Nationen würde der geschlechtergleiche Zugang zu Ressourcen wie Land die Ernteerträge um fast ein Drittel steigern. Die Zahl der hungernden Menschen auf der Welt könnte dadurch um bis zu 150 Millionen Menschen sinken. Die Ungleichheit verursacht also Hunger.
Genau da setzt auch die Stuttgarter Stiftung Stay an. Mit ihrem Programm Stay Seed vermittelt sie durch lokale Partnerorganisationen Fachwissen, gibt Saatgut aus und stellt Kontakt zu Ernteabnehmer:innen her. Ugandas Kleinbäuer:innen sind die Zielgruppe, rund die Hälfte der Programm-Teilnehmenden sind Frauen. Sie versetzt das Programm in die Lage, deutlich höhere Ernten zu erzielen. Die Frauen verbessern dadurch die Ernährungssituation und die finanzielle Lage ihrer Familie. So können sie beispielsweise ihre Kinder in die Schule schicken, die in Uganda nach der Grundschule gebührenpflichtig ist.
Hintergrund: Pekinger Erklärung
Im Jahr 2019 veröffentlichte das ugandische Ministerium für Gender, Arbeit und soziale Entwicklung einen Bericht, der sich den Errungenschaften und Herausforderungen der Geschlechtergleichstellung widmet. Dabei wurde die Umsetzung der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform von 1995 als Bewertungsmaßstab verwendet. Diese bei der vierten Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen beschlossene Erklärung gilt als wegweisend für die weltweite Förderung der Geschlechtergleichstellung. Sie behandelt Themen wie Armut, Bildung, Gesundheit, bewaffnete Konflikte und politische Teilhabe. Der nationale Bericht zur Lage in Uganda beschäftigt sich neben diesen Themen zusätzlich mit der Lage weiblicher Teilhabe am Wirtschaftssektor.
Johanna Bangert
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