Warum Fairtrade-Schokolade Einkommen für Kakaobauern schafft

Von |2023-08-29T09:58:36+00:00August 14, 2023|Einkommen für Familien|

Für die einen ist Schokolade ein unverzichtbares Genussmittel, für die anderen der Ursprung harter Lebensbedingungen. Doch Schokolade aus Fairtrade-Kakao kann einen Unterschied für viele Bäuer:innen im Globalen Süden machen. 

Fairtrade ist mehr als nur ein einfaches Siegel. Es ist eine Bewegung, die sich für gerechte Arbeitsbedingungen, faire Löhne und nachhaltigen Anbau einsetzt. Zum Beispiel von Kakao. In der Elfenbeinküste und anderen Kakaoanbauländern bedeutet das, dass die Bäuer:innen in Fairtrade-zertifizierten Kooperativen besser unterstützt und geschützt werden. Das Fairtrade-Siegel verspricht, dass die Produzierenden einen fairen Preis für ihren Kakao erhalten und vor Marktschwankungen besser geschützt sind.

Fairtrade ist eine Einkommensquelle für Bäuer:innen

Warum macht Fairtrade-Schokolade einen Unterschied? Sie hilft dabei, die Kluft zwischen den kakaoproduzierenden Bäuer:innen und den internationalen Märkten zu überbrücken. Hat die Schokolade ein Fairtrade-Siegel, sind die Bäuer:innen in der Regel in Fairtrade-zertifizierten Kooperativen zusammengeschlossen. Dort erhalten sie einen Preisaufschlag auf ihre Ernte. Ihre Verkaufserlöse sind also höher als im konventionellen Handel. Dadurch haben sie die Chance, die Lebensbedingungen für sich und ihre Familien zu verbessern (mehr zum Hintergrund von Fairtrade hier).

Lässt sich der Vorteil von Fairtrade durch Zahlen belegen? Ein Forscherteam* hat die Auswirkung der Fairtrade-Zertifizierung auf die Kakao-Bäuerinnen untersucht. Nach der Zertifizierung konnten die Familien durchschnittlich fast 9% mehr konsumieren. Allerdings entfiel der Großteil davon nicht auf zusätzliche Ausgaben für Lebensmittel. Stattdessen stiegen die Ausgaben für andere grundlegende Lebensbedürfnisse wie Wohnen und Kleidung sowie für Bildung und soziale Aktivitäten an. Die Fairtrade-Zertifizierung hat also keine signifikanten Auswirkungen auf die Lebensmittelausgaben der Haushalte. Dieser Befund mag zunächst überraschen, da viele Haushalte unter Ernährungsunsicherheit und Unterernährung leiden.

Symbolbild. Quelle: Canva

Kakao-Bäuer:innen können sich dank Fairtrade 9% mehr Konsum leisten

Warum ist das so? Die Einkommen aus dem Kakaoanbau kommen oft nur saisonal, wenn die Ernte verkauft wird. Diese Einnahmen werden häufig für größere Ausgaben wie den Kauf langlebiger Güter verwendet. Die regelmäßigen Ausgaben für Lebensmittel werden jedoch oft aus anderen Einkommensquellen gedeckt. Denn viele bäuerliche Familien bauen nicht nur Kakao an, sondern auch andere landwirtschaftliche Produkte, wie Mais, Hirse oder Bohnen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Fairtrade einen stärkeren Einfluss auf besonders arme Haushalte hat. Für sie steigen die Gesamtkonsumausgaben sogar um fast 14%. Die zuckersüße Nachricht ist also, dass Fairtrade ein pro-poor Ansatz ist, der ärmere bäuerliche Familien unterstützt und zur Armutsreduzierung beiträgt.

Einkommen werden unterschiedlich genutzt

Die Autor:innen betonen, dass diese Fairtrade-Effekte je nach Einkommensniveau und Ausgabenkategorie variieren. Außerdem kommt es darauf an, wer in der Familie die Ausgabenentscheidung trifft: Denn die Einkommen aus dem Kakaoanbau werden hauptsächlich von männlichen Haushaltsmitgliedern kontrolliert, während Lebensmittelkäufe und -vorbereitung oft in weiblicher Hand liegen. Es ist bekannt, dass weiblich kontrolliertes Einkommen eher für Lebensmittel und Ernährung verwendet wird, während männlich kontrolliertes Einkommen eher für andere Ausgaben verwendet wird.

Alles in allem ist Fairtrade-Schokolade ein süßes Geschäft und ein gerechter Deal. Es hebt die Lebensqualität der Bäuer:innen und ihrer Familien. Obwohl Fairtrade nicht das gesamte Spektrum der Ernährungssicherheit abdeckt, schafft es die Perspektive für eine bessere Einkommenssituation von Bäuer:innen im Kakaogeschäft.

Kooperativen machen Bäuer:innen stark

Ein Grund dafür, warum Fairtrade-Schokolade den Bäuer:innen nützt, liegt darin, dass sie im Verbund ihre Marktmacht erhöhen. Dieses Prinzip nutzen auch andere Kleinbäuer:innen im Globalen Süden. Sie schließen sich zusammen, um ihre Verhandlungsposition zu verbessern. In ihren Kooperativen teilen sie beispielsweise Wissen, Werkzeuge oder bilden Spargruppen. Gemeinsam können sie einen Beitrag für eine bessere Nahrungsmittelversorgung in Afrika leisten.

* Die Studie: Isabel Knößlsdorfer, Jorge Sellare, Matin Qaim: Effects of Fairtrade on farm household food security and living standards: Insights from Côte d’Ivoire – ScienceDirect

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Über den Autor:

Andreas Kugler arbeitet bei Stay und trägt dazu bei, dass die Stiftung und ihr neuer Weg in der Armutsbekämpfung immer bekannter werden.
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