Ältere gelten als besonders gefährdet durch Corona, doch in Afrika leiden vor allem Kinder unter den Folgen des Lockdowns. Abhilfe muss bei den Eltern ansetzen.
Viele Kinder in Afrika müssen arbeiten gehen, damit ihre Familien nicht hungern. Die Notlage in Uganda bringt Shamim Nakibogo, Anwältin für Mädchen in Uganda und Mitglied der National Girls Advocacy Alliance, in einer vom ugandischen Sender NBS übertragenen Konferenz zu Kinderarbeit auf den Punkt:
“Kinder im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren werden auf Zuckerrohrplantagen geschickt, um Geld für Lebensmittel für ihre Familien zu verdienen. Sie bekommen dafür nur wenig gezahlt – wenn überhaupt etwas. Eigentlich sollten sie in der Schule sein.”
Die Vereinten Nationen schätzen, dass über 150 Millionen Kinder weltweit arbeiten. In Afrika betrifft Kinderarbeit jedes fünfte Kind, in Uganda sogar jedes zweite.
Statt Matheaufgaben in der Schule zu lösen, gehen diese Kinder gefährlichen Arbeiten in Minen nach, sind giftigen Chemikalien in Textilfabriken ausgesetzt oder belasten ihre vom Hunger geschwächten Körper den ganzen Tag über auf Plantagen. Statt mit neuem Wissen kehren sie am Abend mit einem Hungerlohn von etwa 15 Cent pro Stunde in der Tasche und einem geschundenen Rücken nach Hause zurück.
Doch viele Familien sind auf dieses zusätzliche Einkommen angewiesen. Sonst fehlt ihnen Geld für Essen. Die Lockdowns als Folge der Corona-Krise machen ihre Not schlimmer. Noch mehr Eltern als sonst schicken ihre Kinder zum Arbeiten, um Einkommensverluste auszugleichen. Unsere Partnerorganisation SOMERO, Mitglied der Stay Alliance Uganda, geht von einem drastischen Anstieg der Kinderarbeit von 20 Prozent aus. Laut UNICEF könnten dies weltweit fast 90 Millionen Kinder zusätzlich sein. Wenn Kinderarbeit vielen Familien auch als Lösung scheint, der Teufelskreis wird auf lange Frist fortgesetzt: Ohne Schulbildung bleiben die Kinder in ihrem weiteren Leben in der Armut gefangen – und müssen vermutlich später ihre eigenen Kinder auch zum Arbeiten schicken. Sie geben das Problem von Generation zu Generation weiter.
Die beste Medizin gegen Kinderarbeit: Ein nachhaltiges Einkommen
Viele Familien haben keine Rücklagen oder Versicherungen, die sie über die Krise bringen. Sie geraten mit dem Lockdown unmittelbar in Not. Um Kinderarbeit effektiv zu bekämpfen, müssen wir hier ansetzen. Ein Verbot allein bringt nichts, wenn die Eltern kein ausreichendes, auch in Krisen verlässliches Einkommen haben. Sie müssen es sich schlicht leisten können, ihre Kinder nicht zur Arbeit zu schicken, sondern in die Schule. Das ist die Lösung, die den Kindern in Afrika eine Chance auf eine bessere Zukunft gibt – und den Teufelskreis aus fehlender Bildung und Armut durchbricht. Stay ermöglicht mit den vor Ort initiierten Projekten genau das – ein Einkommen, das bleibt.
Quellen:
https://www.plan.de/kinderschutz/kinderarbeit/kinderarbeit-in-afrika.html,
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/kinderarbeit-fragen-und-antworten/166982
Sophie Mayer