Innocent ist Teamleiter bei Save Street Children Uganda (SASCU), einer Organisation für Straßenkinder, die sich um ihre Ausbildung kümmert. Ihn und viele andere beeindruckende Macher trafen Annika und Daniel bei ihrer Reise im August. Lesen Sie auch, wie bei der Latek Stay Alliance Projekte zu Programmen werden.

Ein herzlicher Empfang

Nach einem langen, aber reibungslosen Flug kamen wir am Sonntagmorgen um 3 Uhr in Kampala, Uganda, am Flughafen an. Unser Fahrer Herbert holte uns ab und brachte uns in ein nahegelegenes Hotel. Nach einigen Stunden Schlaf machten wir uns an die Vorbereitung für unseren Besuch im LATEK-Büro. Dort erlebten wir am nächsten Tag eine herzliche Begrüßung. Wir freuten uns sehr, unsere Freunde bei LATEK wieder zu sehen und auch eine neue Mitarbeiterin kennenzulernen. Wir waren wieder einmal begeistert vom Enthusiasmus, der im LATEK-Büro herrscht. Im Fokus der folgenden Tage in Afrika stand vor allem die gemeinsame Weiterentwicklung unseres Landwirtschaftsprogramms.

Von nachhaltiger Schweinehaltung bis Tierwohl

Hierfür stand kurz nach unserer Ankunft ein erstes Meeting an. Wir hörten einen spannenden Vortrag von Christoph Mulindwa, einem Experten für Schweinehaltung in Afrika. Diese ist ein Eckpfeiler in unserem Landwirtschaftsprogramm. Schwein gilt als Delikatesse in Uganda, die zu besonderen Anlässen serviert wird. Eine profitable Schweinehaltung zu betreiben, ist für viele Kleinbauern Neuland. Deshalb bietet die LATEK Stay Alliance zunächst kostenlose Schulungen an, bei denen das nötige Know-How durch einen Ausbilder vermittelt wird. Nach erfolgreicher Ausbildung sollen die Absolventen ihren Lehrgang später von den erhöhten Einkünften zurückzahlen, damit so wieder neue Schulungen finanziert werden können.

Mulindwa teilt seine Kenntnisse über die Auswahl geeigneter Rassen und den Einsatz guten Futters, um eine Schweinehaltung in Afrika profitabel zu gestalten. Er tut dies ehrenamtlich und bislang selbstständig. „It´s all about business“, ist einer seiner Lieblingssätze. Für das Programm der LATEK Stay Alliance ist Mulindwa eine wertvolle Bereicherung, weshalb wir sehr froh sind, ihn als neuen Weggefährten gewonnen zu haben.

Auch beim anschließenden Mittagessen blieb die Schweinezucht ein Thema. Daniel fragte sich, ob es von Unterstützern der Stiftung Stay, die sich für Tierwohl einsetzen oder Vegetarier sind, nicht Einwände gegen ein Schweinehaltungsprogramm geben könnte. Daraufhin meldete sich Nicholas, ein Farmer und Sozialunternehmer, zu Wort. Er erklärte, dass Tiere in Uganda im Allgemeinen sehr gut gehalten würden. Die meisten hätten Namen, denn man würde sie als Teil der Familie betrachten. Er selbst liebt seine Schweine und gab etwas verschämt zu, dass er sie gerne streichelt und massiert. Grundsätzlich würden im Uganda alle Geschöpfe respektiert, selbst die Bäume, denn man sei stets dankbar für das, was sie geben.

Beeindruckende Menschen mit starken Projekten

In den folgenden Tagen standen für uns zahlreiche Termine auf dem Programm, bei denen wir viele Partner von LATEK getroffen und ihre spannenden Projekte kennengelernt haben. Hilfreich war auch, dass der Sponsor und Unterstützer Patrick Knodel, der den Aufbau der Stay Alliance in Kenia möglich macht, für einige Tage die Arbeit der LATEK Stay Alliance in Uganda erleben konnte.

Zu den bewegendsten Terminen gehörte für uns der Besuch bei Save Street Children Uganda (SASCU), einer Organisation für Straßenkinder. Es ist eine wundervolle Arbeit, die hier geleistet wird. Vor Ort besuchen wir das Rehabilitationscenter, wo SASCU traumatisierte Kinder betreut. Sie werden liebevoll versorgt und wenn möglich wieder in ihre Familien eingegliedert. Darüber hinaus bietet SASCU den Jugendlichen Ausbildungsmöglichkeiten. Hier arbeitete die LATEK Stay Alliance bereits mit SASCU zusammen und finanzierte die Ausbildung für acht Näherinnen, die vormals Straßenkinder waren. Ein beeindruckendes Beispiel für den Erfolg dieses Konzepts ist der Teamleiter von SASCU selbst. Innocent war ebenfalls Straßenjunge und ist ein flippiger, lockerer Typ, der von den Kindern im Center Daddy genannt wird.

Viele unserer Termine bringen uns in den Osten Ugandas, um potenzielle Partner für unser Landwirtschaftsprogramms zu treffen. Auf der Fahrt beeindruckt uns immer wieder die traditionelle Lebensweise in vielen Dörfern, deren Merkmal die ugandischen Lehmhütten sind.  Ein sehr spannender Besuch erwartete uns bei der Foundation for Development of Needy Communities (FDNC). Die Organisation wurde 1996 zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Uganda gegründet. Seitdem versucht sie auf teilweise sehr kreativen Wegen den Jugendlichen ein Einkommen zu verschaffen. So wurden schon Blaskapellen gegründet, die bei Veranstaltungen auftreten. Im Jahr 2002 schuf FDNC sein wohl erfolgreichstes Angebot – die Organisation gründete eine Berufsschule. Das Ausbildungszentrum war so erfolgreich, dass Ugandas Präsident FDNC dafür im Jahr 2007 den „Innovation Award oft the Year“ verlieh.

Bei unserem Besuch lernen wir Samuel kennen, der die Arbeit von FDNC von Beginn an stark mitgeprägt hat. Er hat maßgeblich vorangetrieben, dass sich die Organisation heute zu 90% selbst finanziert. Ein wichtiges Element ist dabei eine vier Hektar große Farm mit Tierzucht sowie Getreide und Gemüseanbau. Samuel ist für uns ein großes Vorbild. Für FDNC ist er trotz seines hohen Einsatzes lediglich ehrenamtlich tätig. Nebenbei ist er inzwischen stellvertretender Premierminister des Kulturinstituts des Bamasaba Stammes, zusätzlich promoviert er. Auch FDNC als Organisation ist für ist ein tolles Vorbild und könnte mit seinen Erfahrungen anderen NGOs und LATEK-Mitgliedern helfen. Die Entwicklungsarbeit von FDNC passt sehr gut zu unserer eigenen Philosophie. Zur Bekämpfung der Armut müssen wir alle Kräfte bündeln und Ideen austauschen. Wir wollen Menschen für ein profitables Unternehmertum begeistern und ihnen das notwendige Know-How dafür mit auf den Weg geben.

LATEK – eine Erfolgstory in Afrika, für die noch viele Kapitel zu schreiben sind

Am neunten Tag unserer Reise hieß es Abschied nehmen. Vom Osten Ugandas fuhren wir über sieben Stunden lang zurück nach Kampala. Herbert brachte uns dabei sicher durch den teilweise katastrophalen Verkehr. Wir waren sehr bewegt und nahmen eine Menge Eindrücke mit nach Hause. Obwohl wir erneut festgestellt haben, wie sehr sich unsere LATEK Stay Alliance seit ihrer Gründung weitentwickelt hat, ist uns klar, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Die LATEK Stay Alliance muss weiterwachsen und noch mehr Verbündete im Kampf gegen Armut gewinnen.

Andreas Kalefe