Armut bedeutet, von etwas nicht genug zu haben. Zwar ist nicht jede Armut gleichermaßen schlimm. Aber es gibt objektive Maßstäbe dafür, wann Armut problematisch ist und bekämpft werden muss.

Wenn ein Kind in einer beengten Hütte in Afrika seine Hausaufgaben macht, tut es etwas für eine bessere Zukunft – und riskiert gleichzeitig sein Leben. Denn durch Ruß verschmutzte Luft im eigenen Zuhause verursacht fast die Hälfte aller tödlichen Lungenentzündungen bei Kindern. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) kochen rund drei Milliarden Menschen weltweit mit offenen Feuern und verbrennen dabei Kerosin, Biomasse oder Kohle. Kinder, die so aufwachsen, sind sicher arm. Aber was bedeutet Armut genau und gibt es einen objektiven Maßstab dafür?

Wie wird Armut gemessen?

Armut bedeutet, dass grundlegende Bedürfnisse nicht befriedigt werden können. Dazu gehören genügend Lebensmittel und Artikel für Körperpflege genauso wie ein sicheres und sauberes Zuhause. Auch der Zugang zu Ärzten und Medikamenten und ein gewisses Maß an Schulbildung zählt zu diesen Bedürfnissen. Dazu kommen Bedürfnisse, die je nach Region unterschiedlich sind und davon abhängen, was in einer Gesellschaft jeweils als Grundbedürfnis anerkannt wird.

Doch in Zahlen anzugeben, wieviel Geld man zur Befriedigung dieser Bedürfnisse benötigt, ist nicht leicht. Denn die Preise sind von Land zu Land, manchmal sogar von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. Deshalb behelfen sich Statistiker mit einem Trick: Sie rechnen Einkommen und Preise so um, dass sie international vergleichbar werden. Sie sind dann angegeben „in Kaufkraftparitäten“.

Fachleute der Weltbank gehen davon aus, dass ein so umzurechnendes Einkommen, das geringer als 1,90 US-Dollar am Tag ist, die lebenswichtigen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen kann. Diese Zahl ist mittlerweile als absolute Grenze für Armut anerkannt. Manche unterscheiden davon noch einmal „extreme Armut“, in der sich Menschen befinden, die nicht einmal 1,25 US-Dollar am Tag zum Leben haben.

Wie viele Menschen leben in Armut?

Obwohl es sich dabei also um sehr niedrige Einkommen handelt, leben erschreckende 10 Prozent aller Menschen in Armut. Manche Gruppen sind sogar noch stärker von Armut betroffen: Laut der Datenbank ourworldindata leben 44 Prozent der Kinder unter 15 Jahren und fast 40 Prozent der Erwachsenen ohne formale Schulbildung in extremer Armut. Und rund drei Viertel aller Menschen, die in ländlichen Regionen leben und Landwirtschaft betreiben, sind extrem arm.

Und trotzdem: Der Trend war über Jahre positiv. Der Anteil der Menschen in Armut ging zurück, vor allem in Südostasien, aber auch in Subsahara-Afrika, nämlich von 55 Prozent im Jahr 1981 auf 40 Prozent 2015. Nun deutet sich aber an, dass die Corona-Pandemie diesen Trend gestoppt hat und Armut wieder zu einem wachsenden Problem wird.

Was bedeutet Armut im Alltag?

Armut schlägt sich nicht nur in Zahlen nieder, sondern bestimmt den Alltag. Viele Familien können nicht für schlechte Zeiten sparen, zum Beispiel für einen Krankheitsfall oder eine schlechte Ernte. Die weitaus meisten Menschen in der ärmsten Weltregion, nämlich südlich der Sahara, leben von der Landwirtschaft. Doch ihre Arbeit ist mühsam, mit wenig maschineller Unterstützung. Oft fehlt es den Kleinbäuerinnen an hochwertigem Saatgut und Dünger.

Viele arme Familien leben in ihren eigenen Hütten und bewirtschaften ein kleines Stück Land. Sie brauchen also kein Geld, um Miete zu bezahlen. Sie bedienen sich an frei verfügbaren Ressourcen, etwa Wasser, um ihre Bedürfnisse zu decken. Typischerweise besitzen sie sehr wenig, was instandgehalten oder repariert werden müsste.

Armut wird fatal, wenn die Menschen keine Chance sehen, an ihrem Leben in Armut etwas zu ändern. Deshalb setzt die Stiftung Stay auf einheimische Sozialunternehmen, die Menschen Chancen zu eröffnen. Zum Beispiel im ökologischen Landbau: In Schulungen lernen bäuerliche Familien in Uganda, wie sie ihr Land besser nutzen und die Ernte erhöhen können. Zu Beginn eines Ausbildungsprogramms und hinterher befragen wir die Familien zu ihrer Lage. So lernen wir sie und ihre Probleme besser kennen und können die Fortschritte durch die Schulungen nachhalten.

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