90 Prozent weniger Durchfallerkrankungen als ein Jahr zuvor: Wie hat CHAIN, ein sozialer Gesundheitsversorger in Uganda und Mitglied der LATEK Stay Alliance, das geschafft? Gesundheitshelfer vor Ort spielen eine Rolle – und ein kleiner Trick.
Hohe Kindersterblichkeit durch mangelnde Versorgung
Es ist eine Situation, die sich niemand wünscht: Man möchte kranken Menschen helfen, kennt sogar die nötige Medizin – doch der Arzneischrank ist leer, da sie zu oft gebraucht wird. Das ist Alltag in vielen ländlichen Regionen Afrikas. Medikamente gegen Durchfall als Folge von Infektionen sind knapp. Mit bitteren Folgen: Laut Schätzungen der UNICEF erleben über fünf Millionen Kinder nicht ihren fünften Geburtstag, rund die Hälfte davon in Afrika südlich der Sahara. Und Krankheiten machen auch ärmer: Fünf Prozent des Volkseinkommens in Afrika gehen durch mangelnde Wasser- und Sanitärversorgung verloren, schätzt die Welthungerhilfe.
Eine bessere Hygiene kann viele Krankheiten verhindern und Leben retten. Daran fehlt es oft, so auch in der Region Bukomero in Uganda. Durchfallerkrankungen sind hier ein riesiges Problem, immer wieder werden Medikamente dagegen benötigt.
Einfache Lösung mit großer Auswirkung
Hier kommen soziale Start-ups wie das Community Health and Information Network (CHAIN) ins Spiel, das Ideen für eine bessere Gesundheitsversorgung in Uganda realisiert. Die Organisation hat ein Jahr lang Gesundheitshelfer ausgebildet. Diese Village Health Trainers (VHT) wurden gezielt darauf vorbereitet, für die Dorfbewohner als Ansprechpartnerinnen in Gesundheitsfragen greifbar zu sein und sie über ihre Rechte als Patientinnen aufzuklären. Gesundheitshelfer sind wesentlich günstiger und ihre Ausbildung kürzer als die einer Krankenschwester oder einer Ärztin. Die Wirkung ist trotzdem groß, da die VHT einfach ansprechbar sind und auch Hausbesuche machen.
Wie klärten die VHTs nun die Bevölkerung über die Ursachen des Durchfalls auf? Mit einem simplen Trick: Sie haben gängige Wasserkanister zu sogenannten „tippy taps“ umgebaut und demonstriert, wie einfach Hygiene durch Händewaschen sein kann. Das Ergebnis: Von 136 Haushalten hatten zu Beginn lediglich 38 die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen – in zwei der betreuten acht Dörfer war sogar keine einzige Stelle dazu vorhanden. Nach einem Jahr haben nun fast alle Haushalte eigene tippy taps zum Händewaschen. Und tatsächlich: Die Anzahl der Durchfallerkrankungen ist um bis zu 90% rückläufig. Dies führt auch dazu, dass deutlich weniger Medikamente gebraucht werden.
Gemeinsam mehr erreichen
Die VHTs dienen ebenfalls als Ansprechpartner für ihre Dorfgemeinschaft in den Punkten Medizin, Vorsorge und Patientenrechte – dies ist generell ein wichtiger Schritt für eine bessere Gesundheitsvorsorge in Afrika. Die Helferinnen treffen sich darüber hinaus regelmäßig um ihre Erfahrungen untereinander auszutauschen und voneinander zu lernen – ganz nach der Idee der Stay Alliance: gemeinsam mehr erreichen. Auch die Tatsache, dass die Ausgebildeten aus der Gemeinde kamen, erleichterte die Zusammenarbeit. „Durch dieses Projekt konnten wir uns mit der Dorfgemeinschaft anfreunden. Sie sehen uns nun als zuverlässige Ansprechpartner im Bezug zu ihrer Gesundheitsvorsorge“, so einer der Gesundheitshelfer.
Während der Durchführung gab es auch ungeahnte Nebenwirkungen – jedoch äußerst positive. Die VHTs und Dorfbewohner arbeiteten zusammen, um ein Paar mit Behinderung zu unterstützen. So wurde extra eine Toilette für die beiden gebaut, wozu sie alleine nicht in der Lage gewesen wären. „Wir haben gelernt, welche Kraft hinter gemeinschaftlichem Engagement steckt um Projekte umzusetzen“ heißt es im Abschlussbericht des Projekts. Ein schönes Beispiel dafür, dass die Projekte der Stay Alliance funktionieren und man gemeinsam mehr erreichen kann.
Quellen: UNICEF, WHO, Welthungerhilfe, Spiegel Online
Sebastian Egger